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„Die Politik kann kein Personal einstellen“

RGA-Gespräch mit FDP-Fraktionschef Wolf Lüttinger: Mit Folgen der Gesundheitsreform haben alle Kliniken zu kämpfen.

Von RGA-Chefredakteur Thomas K. Slotwinski

Vornehmlich auf die Auswirkungen der Gesundheitsreform führt Wolf Lüttinger, Vorsitzender der FDP-Ratsfraktion, im Gespräch mit RGA-Chefredakteur Thomas K. Slotwinski, die Probleme bei Sana zurück.

RGA: Herr Lüttinger, für Ihre Äußerung, nicht nur bei Sana, sondern auch in anderen Krankenhäusern gebe es Probleme, mussten Sie Kritik einstecken.

Lüttinger: Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass sämtliche Krankenhäuser Probleme mit den Auswirkungen der Gesundheitsreform haben. Alle werden vor die Aufgabe gestellt, mit weniger Personal die gleichen Leistungen zu erbringen. Bei Sana kommt die Zusammenlegung zweier Häuser erschwerend hinzu. Aber es darf nicht dazu kommen, dass niemand mehr sich traut, ins Krankenhaus zu gehen. Das Personal, das neue Aufgaben hat, braucht eine gewisse Zeit zur Einarbeitung und Umgewöhnung. Darunter dürfen aber die Patienten nicht leiden. Oft genügt ja schon ein freundliches Wort der Schwester oder des Pflegers.

RGA: Das machen die Mitarbeiter ja. Die meisten Beschwerdeführer loben das Personal, kritisieren aber das Management.

Lüttinger: Wie gesagt: Die Auswirkungen der Gesundheitsreform sind kein Alleinstellungsmerkmal von Sana. In anderen Kliniken ist der Personalschlüssel auch nicht anders. Das Problem ist der Umzug.

RGA: Ist jetzt die Politik gefordert?

Lüttinger: Die Politik kümmert sich ums Krankenhaus. Sie kann aber nicht mehr Pflegepersonal einstellen. Deshalb greift die Forderung des Grünen-Fraktionsvize Ruddigkeit nicht, der im RGA verlangt hatte, die Stadt solle dafür sorgen, dass eine gute Behandlung Vorrang vor dem wirtschaftlichen Ergebnis hat. Das kann die Stadt gar nicht. Natürlich ist eine gute Pflege wichtig, aber das muss auf Bundesebene gelöst werden.

RGA: Was muss vor Ort passieren?

Lüttinger: Das Personal muss sich auf die neue Situation einstellen. Es gibt Abteilungen, in denen weniger, dafür andere, in denen mehr Mitarbeiter nötig sind. Das zu erkennen und umzusetzen, braucht Motivation und Willen der Belegschaft. Wenn es gelingt, ist Ruhe.

RGA: Hätte nicht das Management solche Schwierigkeiten voraussehen müssen?

Lüttinger: Eine interessante Frage, die gewiss im Nachgang geklärt werden muss. Jetzt aber ist das Wichtigste, den Patienten eine sachgerechte Pflege angedeihen zu lassen.

RGA: Die Stadt hält noch 25 Prozent am Klinikum, hat aber keinen Einfluss. Macht das Sinn?

Lüttinger: Rückzug wäre der falsche Weg. So haben wir die Möglichkeit, uns aus erster Hand zu informieren, in persönlichen Gesprächen Eindrücke wiederzugeben und auch Druck aufzubauen. Dass eine völlige Kontrolle durch die Kommune zu nichts führt, zeigt die Situation in den städtischen Altenheimen. Die dortigen Probleme sind in keinster Weise mit denen bei Sana zu vergleichen.

RGA: Was erwarten Sie von der Geschäftsführung?

Lüttinger: Die muss für eine optimale Patientenbetreuung sorgen, damit das Klinikum aus den Negativschlagzeilen verschwindet. Zum guten Ruf der Stadt gehört ein funktionierendes Krankenhaus.

Remscheider General-Anzeiger vom 27. Juli 2005

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